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Bindegewebe in der Hundeernährung – notwendig oder überflüssig?

13. Dezember 2021
luftgetrocknete Rinder-Kopfhaut

Bindegewebe ist ein Überbegriff für weiche Gewebe im Körper. Dieses verbindet, wie der Name bereits vermuten lässt, andere Gewebe im Körper. Es stützt und strafft, puffert, schützt vor Beschädigung, speichert Flüssigkeit und hilft bei der Abwehr von Krankheitserregern.

Zum Bindegewebe gehören unter anderem Sehnen, Bänder und Knorpel, aber auch Haut sowie die Häute von Hirn, Organen, zwischen Muskelsträngen und im Fettgewebe. Ohne Bindegewebe würde der Körper seine Form verlieren und es wäre auch keine Bewegung möglich.

Bindegewebe besteht vor allem aus elastischen Faser mit einem hohen Anteil an Kollagen.

30% des gesamten körpereigenen Eiweiss von Mensch und Tier besteht aus Kollagen.

Kollagen wiederum besteht zu einem Drittel aus einer einzigen, winzigen Aminosäure: Glycin.

Die nicht-essentielle Aminosäure Glycin – klein, aber wichtig

Das besondere an der Aminosäure Glycin ist, dass sie hauptsächlich in Bindegewebe vorkommt. Andere Körpergewebe und pflanzliche Futtermittel enthalten nur geringe Mengen.

Glycingehalt pro 100g:

  • Gelatine: ca. 22-23g
  • Kollagenhydrolysat:  ca. 20-23g
  • Fleisch: ca. 1-1,6g
  • Nüsse / Ölsaaten: ca. 0,7-1,6g
  • Linsen getrocknet: ca. 1,3g  

Glycin ist eine nicht-essentielle Aminosäuren und kann daher eigentlich vom Körper selbst hergestellt werden. Allerdings funktioniert das nur in kleinen Mengen. Und die produzierten Mengen nehmen mit dem Alter ab.

Der genaue Glycinbedarf von Hunden ist nicht bekannt. Die Folgen eines Mangels sind dagegen allgegenwärtig und dieselben wie beim Menschen:

  • mangelnde Elastizität von Sehnen, Bändern, Bandscheiben, Haut
  • Arthrose
  • Knorpelschäden
  • schlechte Wundheilung

Das gilt besonders bei alten Hunden und bei Hunden, deren Gelenke sehr stark belastet werden, zum Beispiel durch Leistungssport oder HD.

Und damit beantwortet sich die Eingangsfrage eigentlich von selbst.

Sollten Hunde neben hochwertigen Futtermitteln wie Fleisch, Knochen, Innereien und pflanzlichen Anteilen auch Sehnen, Haut und Knorpel fressen?

Ja, unbedingt!

Dabei ist es unwichtig, ob diese Bestandteile im Napf landen oder den Hund als Trockenkauartikel erfreuen. Knorpel, Kopfhautstücke, Nackensehnen, Ohren oder Strossen sind ein notwendiger Bestandteil einer ausgewogenen Fütterung. Dabei ist es wichtig, dass Trockenkauartikel nicht heißgetrocknet werden, sondern so wie alle unsere Artikel schonend an der Luft trocknen können.

Auch die beim Barfen üblicherweise gefütterten Knochenbestandteile wie Hälse, Flügel und Brustbein enthalten Bindegewebe in Form von Knorpel, Sehnen und Bändern sowie teilweise Haut. Die Menge ist jedoch zumindest bei erhöhtem Bedarf nicht ausreichend.

Ein Mangel an Bindegewebe in der Fütterung führt also zu mangelhaftem Bindegewebe beim Hund!

Können Schäden an Knorpel, Sehnen etc. geheilt werden, indem man mehr Bindegewebe füttert?

Studien beim Menschen zeigen, dass eine ausreichend hohe Gabe von Glycin die körpereigene Produktion von Kollagen auf das Dreifache steigern kann. Weitergehende Studien sind in Arbeit.

Wie kann ich meinen Hund unterstützen, wenn er bindegewebshaltige Futtermittel nicht frisst oder verträgt?

In dem Fall empfielt es sich, das Futter mit Kollagenhydrolysat zu ergänzen. Als Alternative bietet sich Gelatine an. Sie können auch Knochen / Bindegewebe auskochen und die entstehende Brühe verfüttern. Das ist vor allem für alte oder kranke Hunde eine schmackhafte Alternative.

Dürfen alle Hunde bindegewebshaltige Futtermittel fressen?

Gesunde Hunde aller Altersklassen dürfen und sollen Bindegewebe fressen. Bei Allergikern müssen die natürlich von einer verträglichen Tierart stammen. Beginnen Sie in jedem Fall zunächst mit einer geringeren Mengen, da größere Mengen zu Durchfall führen können.

Hunde mit Lebererkrankungen, Niereninsuffizienz sowie manchen Darmproblemen dürfen kein Bindegewebe fressen. Das gilt auch für alle anderen Erkrankungen, bei denen eine Proteinreduktion notwendig ist. Bitte fragen Sie uns, ob im Einzelfall Kollagenhydrolysat als Ersatz gegeben werden darf. Auch das ist bei diesen Erkrankungen nicht immer zu empfehlen.